Escape from Tarkov: Der Rubel rollt, leider aber meistens davon (Teil 2)
Im ersten Teil haben wir uns kurz die Grundlagen von Escape from Tarkov angesehen und erkannt, dass das zentrale Spielprinzip fast schon zu einfach erklärt ist, um die Faszination wirklich adäquat einzufangen. Nun bohren wir etwas tiefer: Bieten Quests und Endgame wirklich genügend Motivation, um auch nach Hunderten von Stunden einen Ausflug nach Tarkov zu wagen?
Hat man erst einmal die ersten paar Runden Escape from Tarkov (EFT) hinter sich und damit schon ein paar Frust- und hoffentlich auch Erfolgserlebnisse auf dem Buckel, stellt man sich natürlich unweigerlich die alles entscheidende Frage: «Kommt da noch mehr?» Ausgehend von meiner Aussage im letzten Artikel (pls mit link, merci Nathan), dass man solche Hardcore-Survival-Games entweder gar nicht ab kann oder auf eine unerklärliche Art und Weise liebt, glaube ich, dass sich spätestens zu diesem Zeitpunkt zeigt, ob man EFT wieder weglegen und/oder nur mal ab und zu spielen wird oder von nun an viele Stunden in die Simulation buttert. Es scheint, dass die Entwickler genau um die scheinbar simplistische äussere Schale ihres Spiels wussten — sie spendierten ihm nämlich ganz schön viel Tiefe.
Schafft es Strike, aus Tarkov zu fliehen und dennoch geilen Loot abzugreifen? Erfahrt es am 26. Januar um 13:00 Uhr auf twitch.tv/esportsch!
Da wäre zunächst die Möglichkeit, als einfacher Bewohner Tarkovs, auch «Scav» genannt, in den Kampf zu ziehen. In diesem Modus wird man mit zufälliger und den PMC-Spielern meist unterlegener Ausrüstung auf eine Map geschleudert und muss ebenso lebendig entfliehen. Der Vorteil ist, dass man jegliches Material nicht verliert, wenn man stirbt — es war sozusagen nur für eine Runde geliehen. Was man allerdings lootet und aus der Runde mitnimmt, darf man tatsächlich auch für den PMC behalten. Ich selbst war um diesen Modus wahnsinnig froh, denn er liess mich relativ gefahrlos ein Gefühl für Spielgeschwindigkeit, Steuerung, Gunplay und Maps entwickeln, ohne direkt meinen Start-Loot zu verlieren. Da EFT immer noch in der Beta ist, kann man auch offline gegen ausschliesslich computergesteuerte Gegner als PMC auf die Maps und riskiert ebenfalls keinen Materialverlust, darf allerdings auch keinen Loot behalten. Noch nicht erwähnt habe ich die gelungene Grafik sowie die realistische und komplizierte Steuerung, welche für massig Immersion sorgen.
Das Fleisch am Knochen
Ein grosser und wichtiger Teil von EFT spielt sich allerdings zwischen den Runden ab: Zwischen 1600 und 2000 verschiedene Health-, Energie-, Upgrade- und andere Items bietet das Spiel, darunter jedes erdenkliche Einzelteil aller Waffen, welche auf gefühlt unendliche Arten erweitert und angepasst werden können. Das Gesundheitssystem ist recht realistisch: Verschiedene Arten von Verletzungen müssen mit verschiedenen Items behandelt werden, führen schneller oder langsamer zum Tod und haben mehr oder weniger langfristige Effekte auf die Kontrolle Eures Soldaten. Habt Ihr Angst um Euer teures Material aber dafür viel In-Game-Geld, könnt Ihr es auch versichern — falls Ihr sterbt und gelootet werdet, erhaltet Ihr all das Material, das nicht erfolgreich von der Map entfernt wurde, zurück.
Und das zeigt auch, dass Tarkovs Items in eine lebendige Ökonomie eingebunden und teils nur limitiert verfügbar sind. Sogar Bitcoins, deren Wert an den IRL-Wert der gleichnamigen Kryptowährung gebunden sind, können gekauft, verkauft und sogar «mined» werden. Dafür muss man das eigene Versteck oder «Hideout» allerdings erst entsprechend aufrüsten, was nur mit Geld und im Kampf gefundenen Items geschehen kann. Die verschiedenen Händler, von denen man auch Quests erhält, spezialisieren sich auf unterschiedliche Arten von Items, wobei «Fence» die von Spielern an ihn verkauften Items wiederverkauft und somit eine sich sekündlich ändernde Auswahl hat. Man sollte sich bei ihm also schnell entscheiden …
Schlussendlich könnte ich noch mehrere Seiten über die Feinheiten von EFT schreiben. Soviel sei aber gesagt: Lässt man sich auf das Game ein, eröffnet sich einem eine unfassbar grosse, tiefgehende und erbarmungslose Survival-Welt mit RPG- und Wirtschaftssim-Elementen, die — die entsprechende Neigung vorausgesetzt — nicht mehr so schnell loslässt. Da gibt es nur noch eines zu sagen: Давай, мочи их!