Hitman 3: Darüber lacht man nicht! (Teil 2)

Nachdem wir im ersten Teil die durchzogene Historie des Hitman-Franchise angesehen haben, werfen wir einen genaueren Blick auf das neu erschienene Hitman 3 — und lernen, dass auch kaltblütige Auftragsmörder-Sims eine vielleicht ungewollt witzige Seite haben.

Ich gebe zu, dass ich zuweilen einen ziemlich schwarzen Humor aufweise. Vielleicht waren es auch die teils unfreiwillig komischen Momente des allerersten Hitman im Jahre 2000, die mich gepackt und zumindest für ein paar Jahre zum Fan der Serie gemacht haben. Damals waren Ragdoll-Modelle (die Technologie, durch die eliminierte Gegner wie nasse Säcke aber anatomisch einigermassen korrekt hinfallen) etwas sehr Neues und Aufregendes, sorgten aber teils auch für Lacher, da sie halt immer wieder mal sehr tollpatschig aussahen. In Hitman 3 war das bisher für mich nicht anders — aber alles der Reihe nach.

Schafft es Strike, die bösen Zielpersonen mit Eleganz, Ruhe und Klaviersaite zu ermeucheln? Erfahrt es am 23.2. ab 13:00 Uhr auf twitch.tv/esportsch!

Hitman 3 erzählt die Story des bekannten Agenten 47 und seiner Handlerin, Diana Burnwood. Die hatten sich im zweiten Teil der Trilogie von ihrer Auftraggeberin, der International Contract Agency (ICA), losgelöst um «Providence», eine «Illuminati»-artige Gemeinschaft aus Superreichen und einflussreichen Weltleadern, zur Strecke zu bringen.

Für 47 und seinen Mitstreiter Lucas Grey geht es hierbei darum, Rache für das ihnen angetane Leid zu üben — die beiden waren nämlich nur für ein Leben als kalter Auftragskiller erschaffen und trainiert worden. Diana wiederum hat mit Providence wegen des Mordes ihrer Eltern noch ein Hühnchen zu rupfen. Und so macht sich das mörderische Trio auf, um auf der ganzen Welt nach allen verbleibenden Resten der Macht von Providence zu suchen und sie auszuradieren.

Ruhe, Taktik und teils bescheuerte Gegner

Als Agent 47 verläuft jede Mission gleich: Infiltriere ein Gebiet, passe Dich ihm und den präsenten Menschen an um keine Aufmerksamkeit zu erregen, finde einen Weg, deine Zielperson(en) elegant und unauffällig zu meucheln und mache Dich aus dem Staub. Hitman 3 glänzt auch in diesem Spiel durch schier unzählbare Möglichkeiten, das Ziel zu erreichen — lieber den riesigen Kronleuchter auf die ganze Partygesellschaft im dubaiischen Skyscraper fallen lassen und so die Zielperson aber auch Dutzende Unschuldige auslöschen, oder als Ober verkleidet das Getränk des Opfers vergiften und bis zu dessen Ableben über alle Berge sein? Brachiale Waffengewalt wird normalerweise nicht empfohlen, da die KI der gegnerischen Sicherheitspersonen meist ziemlich ausgereift ist — so ausgereift, dass ihre Schnitzer und Derp-Momente noch mehr auffallen.

Als wir nämlich mit der einen Zielperson eine gute Viertelstunde lang in Anwesenheit zweier schwerbewaffneter Bodyguards laberten und dabei auf dem vom Innern des Glasfront-Gebäudes komplett überschaubaren Balkon standen, hielt ich mich davon ab, den Mann einfach übers Geländer zu stürzen. Die Gorillas würden mich doch sofort hinterherschicken! Doch weit gefehlt: Sie bekamen von der Aktion überhaupt nichts mit, wunderten sich auch nicht, dass ich allein vom Balkon zurückkam und liessen mich in Ruhe davontrotten. An einer anderen Stelle konnte ich denselben Wachmann mit dem Wurf einer Münze immer wieder von seiner Position weglocken. Immer. Wieder. Solche Beispiele habe ich leider einige. Trotzdem lockte ich die zweite Zielperson durch das Auslösen des Notfall-Evakuationsprotokolls nach draussen und legte sie dort um, bevor ich mich mehr oder weniger gewandt davonmachte und so die Mission beendete.

Trotz seiner Schwächen macht Hitman 3 sehr viel Spass, vorausgesetzt, man begibt sich mit der nötigen Portion Geduld und der Motivation, kreativ vorzugehen, ins Spiel. Die Grafik ist recht schön, die Schauplätze (eine alte Villa in Grossbritannien, das genannte Hochhaus in Dubai, eine Underground-Technodisco in Berlin, eine von Neonlicht durchflutete nächtliche Stadt in China, eine wunderschöne Weinregion in Argentinien sowie die kühlen Karpaten Rumäniens) sind immer imposant und gross, die Steuerung ist bis auf das Schiessen akkurat und selbst wer keine GTX 2080Ti im Rechner hat, kriegt eine ordentliche FPS-Zahl aus dem Game heraus. Die leider nur sechs Hauptmissionen bieten dank grosser Handlungsfreiheit und Challenges wie «verkleide dich nicht», «nutze keine Waffen» und so zusätzlichen Wiederspielwert. Und überhaupt: Die Spannung, ein unerkannter Meuchler zu sein, ist schon cool — das weiss auch jede*r, die/der mal bei «Among Us» der Impostor war.

Wer darüber hinaus einen so dämlichen Humor wie ich hat, sollte sich Hitman 3 wirklich mal zu Gemüte führen. So von wegen Ragdoll.

mm

Thomas "Strike"

Freelancer / Streamer

Thomas oder «Strike» streamt seit 2016 leidenschaftlich gern auf Twitch und schreibt ebenso gerne, nur schon viel länger. Als erfahrungsmässig und biologisch alter Hase im Gamingbusiness hat er einige Trends — ob langlebig oder nicht — miterlebt und plaudert hier in Form von Hintergrundberichten und Meinungsartikeln aus dem Nähkästchen. Zu finden ist er meistens in Multiplayer-Lobbies von irgendwelchen Online-Shootern. Ansonsten zockt er auch mal das eine oder andere Adventure- oder Storygame. Oder «Die Sims».

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