Shroud: „Im Vergleich zu Valorant ist Counter-Strike ein Witz“
Zwei Jahre ist es nun her seit Riot Games Valorant erschien und CS:GO eine Kampfansage machte. Ex-CS:GO-Profi Shroud findet harte Worte für sein ehemaliges Game.
Im Grunde sind sich CS:GO und Valorant sehr ähnlich. Beides sind taktische Shooter, die 5v5 gespielt werden, es gibt jeweils eine Angreifer- und eine Verteidigerseite. Zwischen den Runden wird Equipment für das nächste Gefecht gekauft, wenn man zuvor starb, hat man die Gegenstände der letzten Runde nicht mehr. Soweit so gleich.
Alles was danach kommt unterscheidet die beiden Spiele stark voneinander. Während CS:GO alle Spieler mit den gleichen Ausrüstungsmöglichkeiten versorgt, setzt Valorant auf ein Hero-Shooterkonzept, das durch Overwatch etabliert wurde. Jeder Charakter hat verschiedene Fähigkeiten, die man in den Runden einsetzen kann, man kennt es. Valorant wurde von Grund auf als eSports-Titel von Riot Games konzipiert, um den Shooterkönig CS:GO vom Thron zu stossen.
Entsprechend fanden sich auch viele in den CS:GO-Reihen, die inzwischen das Spiel gewechselt haben und sich nun in Valorant betätigen. Unter ihnen ist auch Michael „shroud“ Grzesiek. Bis 2018 aktiver CS:GO-Profi, seither einer der erfolgreichsten Streamer auf Twitch und seit 2020 wieder als Profi, diesmal in Valorant, unterwegs. Inzwischen hat er auf seinem Twitch-Kanal über 1’000 Stunden Valorant gestreamt. Zum Vergleich: CS:GO spielte er im Stream 700 Stunden.
Am 23. Juli gab er in seinem Stream ein Statement ab, das wohl einige Gemüter erhitzte:
Lustigerweise war er vor zwei Jahren noch ganz gegensätzlicher Meinung. Da liess er verlauten, dass das Spiel leichter sei, da die Maps weniger Ablenkung boten und Valorant ein tieferes „Skill Ceiling“ hätte.
Valorant vs. CS:GO
Das war jedoch nicht alles, was er zum Thema sagte. Nach seinem „kontroversen“ Statement führte er seine Gedanken weiter aus: „Ich frage mich, ob es schwieriger ist, weil alle so gut sind und alle sind so gut, weil das Spiel im Grunde einfacher ist. Vielleicht ist es darum schwerer. Dann ist die Competition auch höher.“ Zusammengefasst: Die Matches sind härter, weil das Game leichter ist und die Spieler darum besser als bei CS:GO.
Valorant ist längst im Mainstream angekommen. Der leichtere Einstieg und der Neuheitsfaktor lockt immer noch viele Spieler an, die sich zuvor nie an taktische Shooter trauten – der Overwatch-Effekt. Entsprechend erfolgreich ist das Spiel auf Twitch. Inzwischen ist Valorant stabil unter den meistgeschauten Spielen auf der Streamingplattform, Counter-Strike muss sich einiges weiter hinten einreihen. Pi mal Daumen kann man sagen, dass Valorant durchschnittlich fünf Mal erfolgreicher auf Twitch präsent ist.
Normalerweise.
Schwierig wird es für Valorant, wenn es sich um die grossen Major-Turniere handelt.
Vergangenes Wochenende wurde in Copenhagen das Stage 2 Masters ausgetragen. Während des Grand Finals verfolgten bis zu 783’985 Zuschauer die Action. Was beeindruckend klingt, ist jedoch ein Zeichen dafür, dass das Interesse an Valorant eSport momentan schwindet. Beim letzten Masters 2022 in Reykjavik konnte man noch bei Riot noch einen Peak von über einer Million verzeichnen.
Bei CS:GO sind die grossen Majorturniere Happenings, die im Vorfeld sehr unberechenbar sein können. Das PGL Major Antwerp verzeichnete über 2 Millionen Zuschauer als Peak, beim IEM Köln waren es 1.2 Millionen. Solche Zahlen konnte Valorant bis jetzt noch nie verzeichnen. Das grosse Valorant Champions-Turnier Ende 2021 – sozusagen die WM – kam auf knapp 1.08 Millionen Zuschauer als Peak.
Exgüse, das war einiges an Zahlensalat.
Valorants Zukunft als eSport…
Was unter dem Strich auffällt ist, dass CS:GO bei grossen Events noch immer die Nase vorne hat. Valorant funktioniert inzwischen besser für Streamer und Casual Viewing, was von Riot Games auch gepushed wird. Nicht gepushed wird der Grassroots-Aspekt und die Chance, dass alle guten Spieler und Teams es auf die grosse Bühne schaffen können.
Nächstes Jahr wird sich Valorant eSports grundlegend verändern, wenn Teams als Partner aufgenommen und so vom Publisher anerkannt werden müssen, um in den wichtigsten Ligen mitspielen zu können – Franchising eben. Für die Partnerschaft müssen sich die grössten Teams der Welt bewerben und hoffen, dass ihnen Riot Games wohlgesinnt ist. Einige bekannte Player haben bereits eine Absage erhalten und werden sich daher auf absehbare Zeit aus Valorant zurückziehen.
In einem solchen Ökosystem werden Geschichten, wie die des CS:GO-Teams Bad News Eagles, in Valorant beinahe vom Konzept her verunmöglicht. Das ist nicht nur schade, sondern schadet auch der Attraktivität des Titels und dessen Möglichkeiten auf Underdog-Storytelling, das in jeglichen Sportarten so unglaublich wichtig ist.
CS:GO wurde von Valorant bis jetzt noch nicht vom eSports-Thron gestossen. Valorant ist aber gekommen um zu bleiben – vorerst. Wer kann schon sagen, welches Konkurrenzprodukt als nächstes am CS:GO-Thron sägen will und wie Overwatch könnte auch Valorant innert kürzester Zeit wieder von der Bildfläche verschwinden. Die Vergangenheit hat uns gelernt, dass das schneller gehen kann, als man denkt. Ausser es geht um Counter-Strike.
Denn in Punkto Langlebigkeit sind im Vergleich zu Counter-Strike alle direkten Konkurrenten ein Witz.